HELEN MAR KIMBALL
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1843 hatte Apostel Heber C. Kimball ein wichtiges Gespräch mit seiner einzigen Tochter, der vierzehnjährigen Helen Mar. Sie schrieb: „Ohne jede Vorrede fragte mich [mein Vater], ob ich ihm glauben würde, wenn er mir sagen würde, dass es für verheiratete Männer richtig wäre, weitere Frauen zu nehmen… Der erste Impuls war Wut… meine Gefühle waren schmerzlich berührt. Ich fühlte eine Art persönlicher Verletztheit und Verdruss; so etwas mir gegenüber zu erwähnen, so meinte ich, hielt ich für absolut unwürdig für meinen Vater, und so schnell wie er sprach, antwortete ich ihm kurz und betont: ‚Nein, das würde ich nicht glauben!’… Dies war das erste Mal, dass ich ihm gegenüber offen meine Wut zeigte… Dann begann er ernsthaft zu reden und argumentierte und erklärte diesen Grundsatz und warum er wieder auf der Erde aufgerichtet werden sollte. [Dies] hatte eine ähnliche Wirkung wie eine plötzliche Schockwelle eines kleinen Erdbebens.“
Dann „fragte mich“ Vater „ob ich mich an Joseph siegeln lassen würde… [und] ließ mich allein, um mich die nächsten vierundzwanzig Stunden darüber nachzudenken zu lassen… ich war skeptisch – in der einen Minute glaubte ich, dann zweifelte ich wieder. Ich dachte an die Liebe und Zärtlichkeit, die er für seine einzige Tochter empfand, und ich wusste, dass er sie nicht wegwerfen würde, und dies war der einzige überzeugende Beweis, den ich hatte, dass es richtig wäre. Ich wusste, dass er mich zu sehr liebte, um mich etwas zu lehren, dass nicht absolut rein, tugendhaft und erhöhend in seiner Tendenz wäre; und niemand sonst hätte mich damals beeinflussen oder dazu bringen können, eine Lehre zu akzeptieren, die so äußerst widerlich und im Widerspruch zu allen anderen früheren Ideen und Traditionen war.“ Was Helen Mar nicht wusste, Heber und Joseph hatten schon die Aussicht diskutiert, dass Helen Mar eine von Josephs Frauen werden sollte. Nun ersuchte Heber ihre Zustimmung. Helen erinnert sich: „Da er einen großen Wunsch hatte, mit dem Propheten Joseph verbunden zu sein, bot er mich ihm an; dies erfuhr ich später aus dem Mund des Propheten selbst. Mein Vater hatte nur ein Lamm, aber legte es bereitwillig auf den Altar.“
Am nächsten Morgen besuchte Joseph Kimballs Heim. „[Er erklärte] den Grundsatz der Celestialen Ehe… wonach er zu mir sagte: ‚Wenn du diesen Schritt gehen wirst, wird er dir die ewige Erlösung & Erhöhung und die deines Vaters Haushalt & und all deiner Kinder sicher machen.’ Diese Verheißung war so groß, dass ich mich bereitwillig gab, um eine solch herrliche Belohnung zu erkaufen. Niemand, außer Gott & seine Engel konnten das blutende Herz meiner Mutter sehen – als Joseph sie fragte, ob sie gewillt wäre… Sie hatte die Leiden anderer bezeugt, die älter waren & die den Schritt, den sie taten, besser verstanden & ihr Kind zu sehen, das kaum seinen fünfzehnten Sommer gesehen hatte, wie es auf denselben dornigen Pfad folgte, in ihrem Geiste sah sie das Elend, das mit Sicherheit kommen würde…; aber es war alles vor mir verborgen.“ Helens Mutter stimmte zögerlich ein und im Mai 1843 heiratete Helen Joseph Smith.
Während des Winters 1843-44 gab es in Joseph Smiths Herrschaftshaus wöchentliche Partys. Viele Freunde Helens nahmen teil und auch ihr sechzehnjähriger Bruder William. Enttäuscht schrieb Helen: „Mein Vater wurde vom Propheten gewarnt, seine Tochter fern zu halten… Ich fühlte mich darüber ziemlich verletzt und ich hielt es für eine sehr unfreundliche Handlung meines Vaters, [William] zu erlauben, zu gehen und sich ungezwungen mit anderen am Tanz zu erfreuen, und mich anzuketten, denn kein anderes Mädchen liebte Tanzen mehr als ich… und wie ein wilder Vogel sehnte ich mich nach Freiheit, die mir verwehrt wurde; und ich hielt mich selbst für ein missbrauchtes Kind und das es entschuldbar wäre, wenn ich murrte.“
Im Juni 1844 war Heber von zu Hause weg auf einer Mission und schrieb Helen: „MEINE LIEBE TOCHTER -… sei dem Rat gehorsam, der dir erteilt wurde… solltest du versucht werden, Gefühle in deinem Herzen haben, erzähle sie niemandem außer deinen Eltern; tust du es dennoch, wirst du verraten und bloßgestellt werden… du bist gesegnet, aber du weißt es nicht. Du hast das getan, was für dein ewiges Wohl für diese und die kommende Welt sein wird. Ich will zugeben, dass es nicht viel Freude in dieser Welt gibt… Sei den Bündnissen treu, die du geschlossen hast… Sei ein gutes Mädchen;… dein dich liebender Vater.“ Einige Wochen später wurde Joseph Smith in Carthage getötet. Nach einem Jahr der Ehe war Helen eine Witwe.
Helens Vater heiratete schließlich neununddreißig Frauen. Sie schrieb: „Ich hatte in den Stunden der Versuchung, als ich die Prüfungen meiner Mutter sah, das Gefühl, rebellieren zu müssen. Ich hasste Polygamie in meinem Herzen.“ Helen wurde später das Opfer einer verschleppten Krankheit: „Drei Monate lang lag ich einen Teil der Zeit wie eine Tote da… Ich schmeckte von der Strafe, die für jene bereitet ist, die irgendeinen Grundsatz dieses Evangeliums verwerfen.“ Schließlich wurde sie zur Polygamie bekehrt und erholte sich von ihrer Krankheit: „Ich fastete eine Woche lang und jeden Tag, den ich erlangte, gewann ich den Sieg… Ich lernte, dass die Vielehe eine celestiales Prinzip ist, und erkannte… die Notwendigkeit des Gehorsams denjenigen gegenüber, die das Priestertum tragen, und die Gefahr der Rebellion gegen die Gesalbten des Herrn oder des leichtfertigen Redens über sie.“ Helen fasste später ihre Erfahrungen mit der Vielehe in einem Gedicht zusammen:
I thought through this life my time will be my own
The step I now am taking’s for eternity alone,
No one need be the wiser, through time I shall be free,
And as the past hath been the future still will be.
To my guileless heart all free from worldly care
And full of blissful hopes and youthful visions rare
The world seamed bright the thret’ning clouds were kept
From sight and all looked fair...
...but pitying angels wept.
They saw my youthful friends grow shy and cold.
And poisonous darts from sland’rous tongues were hurled,
Untutor’d heart in thy gen’rous sacrafise,
Thou dids’t not weigh the cost nor know the bitter price;
Thy happy dreams all o’er thou’st doom’d also to be
Bar’d out from social scenes by this thy destiny,
And o’er thy sad’nd mem’ries of sweet departed joys
Thy sicken’d heart will brood and imagine future woes,
And like a fetter’d bird with wild and longing heart,
Thou’lt dayly pine for freedom and murmor at thy lot;
But could’st thou see the future & view that glorious crown,
Awaiting you in Heaven you would not weep nor mourn.
Pure and exalted was thy father’s aim, he saw
A glory in obeying this high celestial law,
For to thousands who’ve died without the light
I will bring eternal joy & make thy crown more bright.
I’d been taught to reveire the Prophet of God
And receive every word as the word of the Lord,
But had this not come through my dear father’s mouth,
I should ne’r have received it as God’s sacred truth.
Helen Mar Kimball
Ich dachte, durch dieses Leben hindurch wird meine Zeit mein eigen sein.
Der Schritt, den ich jetzt gehe, ist allein für die Ewigkeit.
Niemand muss der weisere sein, über die Zeit werde ich frei sein.
Und wie die Vergangenheit gewesen ist, so wird die Zukunft immer noch sein.
Meinem arglosen Herzen, das völlig frei von weltlichen Sorgen ist,
und voller glückseliger Hoffnungen und rar an jugendlichen Visionen,
erscheint die Welt hell, die bedrohlichen Wolken
sind aus der Sicht entfernt und alles sieht schön aus…
…nur mitleidige Engel weinten.
Sie sahen meine jugendlichen Freunde scheu und kalt werden.
Und giftige Pfeile von verleumderischen Zungen wurden ausgeschleudert.
Ungebildetes Herz in deinem großzügigen Opfer
wägst du nicht die Kosten ab und kennst auch nicht den bitteren Preis.
Deine glücklichen Träume hast du allesamt verdammt und du bist auch
durch dein Schicksal von gesellschaftlichen Szenen ausgeschlossen,
und über deine betrübten Erinnerungen an süßen entschwundenen Freuden
wird dein erkranktes Herz brüten und sich zukünftiges Weh vorstellen.
Und wie ein angeketteter Vogel mit wildem und sehnsüchtigem Herzen
wirst du täglich nach Freiheit schmachten und über dein Los murren;
aber könntest du deine Zukunft sehen & deine herrliche Krone erblicken,
die im Himmel auf dich wartet, würdest du weder weinen noch klagen.
Rein und erhöht war das Ziel deines Vaters, er sah
eine Herrlichkeit beim Befolgen dieses hohen, celestialen Gesetzes,
denn Tausenden, die ohne Licht gestorben sind,
werde ich ewige Freude bringen & eure Krone heller machen.
Mir war gelehrt worden, den Propheten Gottes zu verehren
und jedes Wort als das Wort des Herrn anzunehmen,
aber wäre dies nicht durch den Mund meines Vaters gekommen,
hätte ich es nie als Gottes heilige Wahrheit empfangen.
Helen Mar Kimball