LUCY WALKER

Die Familie Walker kam im Frühjahr 1841 in Nauvoo an. Später in jenem Sommer zog sich Lucys Mutter Malaria zu und starb und hinterließ zehn Kinder. Ihr Vater, John, brach es das Herz und seine Gesundheit „schien zu schwinden“. Lucy erinnert sich: „Der Prophet kam zur Rettung. Er sagte: Wenn du hier bleibst, Brd. Walker, wirst du bald deiner Frau folgen. Du brauchst einen Szenenwechsel, eine Klimaänderung. Du hast gerade solch eine Familie, wie ich sie lieben könnte. Mein Haus soll ihr Heim sein… bring die Kleinen bei freundlichen Freunden unter und die vier ältesten sollen in mein Haus kommen und wie meine eigenen Kinder aufgenommen und behandelt werden…“ Der Wechsel der Szene und des Klimas, den Joseph für John Walker im Sinn hatte, war eine zweijährige Mission in die Oststaaten. In Erwiderung auf dieses Arrangement sagte Lucy: „Ich rang meine Hände in der Agonie der Verzweiflung bei dem Gedanken als Familie auseinander gebrochen und von den Kleinen getrennt zu werden…“ Dennoch zog die Fünfzehnjährige in das Haus des Propheten.

Während sie im Heim der Smiths lebte, erinnerte sich Lucy: „Im Jahr 1842 suchte Präsident Joseph Smith nach einem Gespräch mit mir und sagte: ‚Ich habe eine Botschaft für dich. Mir ist von Gott geboten worden, eine weitere Frau zu nehmen, und du bist diese Frau.’ Mein Erstaunen kannte keine Grenzen. Diese Bekanntmachung war in der Tat ein Donnerschlag für mich… Er fragte mich, ob ich glaubte, dass er ein Prophet Gottes sei. ‚Das tue ich gewiss’ antwortete ich… Er erklärte mir vollständig den Grundsatz der Vielehe oder Celestialen Ehe. Sagte, dass dieser Grundsatz zum Wohle der menschlichen Familie wieder hergestellt werden soll, dass er sich als ewige Segnung für das Haus meines Vaters erweisen würde.“

„Was hast du dazu zu sagen?“ fragte Joseph. „Nichts.“ antwortete Lucy. “Wie könnte ich sprechen, oder was sollte ich sagen?” Joseph ermutigte sie zu beten: „Bis über die Dauer des Lebens hinaus versucht und gequält zu sein, wäre nicht wünschenswert. O, dass das Grab mich freundlich aufnehmen würde, dass ich im Schoße meiner lieben Mutter Ruhe finden könnte… Warum- warum sollte ich unter deinen Töchtern erwählt sein; Vater, ich bin nur ein Kind in Bezug auf die Jahre und die Erfahrung. Keine Mutter, um Rat zu holen; kein Vater in der Nähe, der mir sagen kann, was in dieser Stunde der Prüfung zu tun ist. O lass diesen bitteren Kelch an mir vorüber gehen. Und so betete ich im Todeskampf meiner Seele.“

Joseph erzählte Lucy, dass die Ehe geheim bleiben müsste, aber dass er sie „jenseits der Rocky Mountains“ als seine Ehefrau anerkennen würde. Er stellte dann Lucy ein Ultimatum: „Es ist ein Gebot Gottes an dich. Ich werde dir bis morgen Zeit geben, über diese Sache zu entscheiden. Wenn du diese Botschaft verwerfen wirst, wird das Tor für immer für dich verschlossen bleiben.“ Lucy sagte: „Dies rüttelte jeden Tropfen Scotch in meinen Venen auf… Ich fühlte mich in diesem Augenblick so, als wäre ich aufgerufen, mich selbst als lebendes Opfer auf den Altar zu legen, um vielleicht die Ungnade der Welt aufzuladen und mich dem Missfallen und der Verachtung der jugendlichen Kameradinnen auszusetzen; alle meine Träume vom Glück waren in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut; dies war zu viel, der Gedanke war unerträglich.“

Nun, da sie die Last ihrer eigenen ewigen Erlösung und die ihrer Familie trug und mit einem sich nähernden Entscheidungstermin, betete Lucy noch inbrünstiger um eine Antwort. Sie konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Direkt vor Tagesanbruch und Josephs Endscheidungstermin „erhielt“ sie „ein mächtiges und unumstößliches Zeugnis von der Wahrheit des Ehebündnisses, das ‚Celestiale oder Vielehe’ genannt wird“ und „heiratete danach Joseph als eine Vielehefrau und lebte mit ihm und hatte mit ihm als solche Verkehr.“ Lucy heiratete Joseph am 1. Mai 1843. Zu dieser Zeit befand sich Emma in St. Louis und kaufte Versorgungsgüter für das Hotel. Lucy erinnert sich: „Emma Smith war nicht anwesend und sie stimmte der Ehe nicht zu; sie wusste überhaupt nichts darüber.“ Über die Beziehung sagte Lucy: „Es war so zu sagen keine Sache der Liebe bei unseren Affären, - zumindest war es nicht von meiner Seite so, aber einfach mich selbst aufzugeben als ein Opfer für diesen großen und herrlichen Grundsatz, den Gott der Welt offenbart hat.“

Als Joseph im Juni 1843 getötet wurde, heiratete Lucy Heber C. Kimball. Die Beziehung erklärend sagte Lucy: „… Der Vertrag, als ich Mr. Kimball heiratete, bestand darin, dass ich für die Zeit seine Frau sein sollte, und nur für die Zeit,… und in der Auferstehung würde [er] mich mit meinen Kindern Joseph Smith übergeben.“

Brigham Young lehrte, dass „weder Mann noch Frau in dieser Dispensation je das Celestiale Reich Gottes betreten werden ohne die Zustimmung Joseph Smiths.“ Als Heber auf seinem Sterbebett lag, rief er Lucy an seine Seite und in der Hoffnung, bei Joseph Smith Gunst zu finden, fragte er sie: „Was kannst du Joseph erzählen, wenn du ihm begegnest? Wirst du nicht sagen können, dass ich freundlich zu dir gewesen bin, so weit es unter den Umständen möglich war? Ich weiß, dass du das kannst, und ich bin zuversichtlich, dass du wie ein Mittler zwischen mir und Joseph stehen wirst…“

Das Thema Vielehe wird bei den Mormonen tabuisiert, obwohl sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts zur zentralen Lehre der Mormonenkirche gehörte.
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